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Darf es auch etwas weniger sein?- die ideale Zweitkamera 

Es gibt so Tage, an denen einem die Vollformat SLR einfach zu schwer wird. Oder man das Teil einfach nicht dabei hat.

Selbst mit einer ziemlich universellen und dabei noch vergleichsweise handlicher Kit-Optik wie einem 24-105mm/f4 bringt so eine Knipse schon ganz schön Gewicht auf die Waage.

Will man dann sicherheitshalber noch eine ergänzende Optik (Superweitwinkel oder Tele) und vielleicht einen Blitz dabei haben, dann läuft man plötzlich mit nennenswertem Gepäck durch die Gegend und nicht selten wird der Wunsch nach etwas weniger Ballast wach. 

Sehen wir uns die einzelnen Gewichtsklassen mal an:

Da wäre als erstes mal die klassische Vollformat DSLR. Voluminös, schwer, zumeist stabil, mit fetter Optik. Da das Kleinbildformat für Sensoren den Standard darstellt, an dem alles gemessen wird möchte ich diese als “Vollformat” bezeichneten Kameras als Basis für den Vergleich heranziehen. 

Als vermeintlich leichtere Alternative kommen dann die vergleichsweise neumodischen DSLMs, Also Vollformat-Kameras ohne Spiegel. Diese haben zwar etwas weniger Volumen als ein Kameragehäuse mit Spiegel, aber man muß sich fragen, ob das ein wichtiger Vorteil ist. Da man ein Vollformat- Gehäuse auch ohne Spiegel schwerlich in eine Hosen- oder Jackentasche stecken kann, dürfte das Volumen schon mal zu vernachlässigen sein. Das Gewicht unterscheidet sich auch nicht wesentlich von der klassischen Vollformat DSLR, ganz zu schweigen von den identischen Objektiven, die sehr oft den Löwenanteil des Ganzen ausmachen.

Als nächste Gewichtsklasse kommen dann die APS-C Kameras, etwas kleinerer Sensor und somit kleineres Material, Cropfaktor 1,6.

Diese haben durchaus ihre Daseinsberechtigung und was Mobilität angeht ist das zwar schon ein Schritt in Richtung Handlichkeit, aber eben auch nur einer. Ob das geringere Volumen die Kosten für so ein Gerät rechtfertigt, muss jeder selbst entscheiden. Auch die etwas kleineren und somit leichteren Objektive tragen ihren Teil bei. Die Gretchenfrage ist, ob man damit schon eine echte Alternative in der Hand hat oder nur eine gefühlte Linderung erfährt. 

Ok, Zeit mal einen großen Schritt in Richtung Verkleinerung zu machen- wir sind beim Micro Four Thirds Format angekommen. Mit ca. 50% Sensorabmessungen (17,3 x 13mm) im Vergleich zum Vollformat haben wir hier eine Größenordnung erreicht, bei der man von einer signifikanten Verkleinerung sprechen kann. Das betrifft das Kameragehäuse ebenso wie die spürbar leichteren Optiken und nicht selten auch die deutlich schlankeren Preise. Das MFT-Format vereint hohen technischen Anspruch und handliche Geräte bemerkenswert gut. Die Sensorgröße reicht immer noch aus um ggf. sehr hochwertige, großformatige Poster zu drucken, für Fotobücher und die Verwendung im Internet sowieso. 

Ein Nachteil an diesem System ist die Tatsache, dass die meisten Kameras die Verwendung verschiedener Objektive und externer Blitzgeräte erlauben. Für ausgemachte Gearheads (wie mich) besteht also latent immer das Risiko, dass man am Ende wieder mit einer gut gefüllten Fototasche durch die Gegend läuft. 

Kommen wir zu den handlichen Kameras mit 1″ Sensoren und kleiner, mit fest installiertem Objektiv. Der Markt dieser “Point & Shoot” (auch Bridge) Kameras ist so groß wie unübersichtlich. Es gibt verschiedenste Sensorgrößen wie auch verschiedenste Optiken, zumeist Superzoom mit Brennweiten bis weit jenseits des sinnvollen Rahmens. Hier kommen wir auch in einen Bereich, in dem nicht mehr jede Kamera RAW-Aufnahmen speichern kann. 

Im Großen & Ganzen kann man für dieses Marktsegment sagen: You get what you pay for. Angesichts der vielen verschiedenen Parameter, die diese Kameras bieten, müsste an sich für jeden ein ideales Modell dabei sein. Um das zu finden kann man einen Besuch im Fachhandel nur wärmstens empfehlen, um nachher “die Richtige” Kamera mit nach Hause zu nehmen. 

Wem das immer noch zu viel zu tragen ist, der kann sich ein Smartphone mit Kamera zulegen, sofern nicht sowieso vorhanden. Die Anbieter trommeln gern mit ihren hochwertigen Kameramodulen, teilweise direkt geliefert und speziell entwickelt in Kooperation mit namhaften Herstellern wie z.B. Leica oder Canon. 

Das alles kann aber über ein bauartbedingtes Problem von Mobiltelefonen nicht hinwegtäuschen: die verbauten Sensoren sind extrem klein und arbeiten permanent am Rande ihrer Leistungsfähigkeit. Zum Vergleich: ein Vollformat-Sensor hat eine Fläche von 864mm2, während der Sensor im iPhone XS zum Beispiel es auf gerade mal 40,6mm2 bringt, die Firmware im Kameramodul holt wirklich alles aus dem Sensor heraus. 

Gleiches gilt für die Objektive, die natürlich auch möglichst flach sein sollen, was an sich schon der Funktion zuwider ist. Hinzu kommt eine enorm große Blendenöffnung, fixiert im Bereich um f/2,0, was wiederum dem winzigen Sensor und dem passend geringen Durchmesser der Optik geschuldet ist. Das kann unter guten bis optimalen Lichtbedingungen durchaus immer noch beeindruckende Fotos generieren. Aber sobald Bedingungen sich verschlechtern, passiert selbiges mit der Qualität der Aufnahmen. Da die Blende sowieso auf sehr hohem Wert fix ist und die Verschlusszeit auch nicht allzu lang werden darf, bleibt nur ein Ausweg: der ISO-Wert schießt ungebremst in die Höhe und fordert entsprechenden Tribut, die Aufnahmen werden schlicht unscharf und rauschen. Übrigens ist auch das Speichern von RAW-Dateien nicht vorgesehen- was angesichts der Qualität des Ausgangsmaterials auch nur bedingt sinnvoll wäre. 

Derlei Eigenschaften würden beim Test einer echten Kamera nur ein mitleidiges Kopfschütteln hervorrufen. In einem Mobiltelefon mit Fotomodul wird das, beeindruckt von Aufnahmen, die unter gut geeigneten Bedingungen gemacht wurden, ganz anders beurteilt. Das macht aber nichts besser. 

Und was haben wir jetzt gelernt? Wenn man auf hohem Niveau auf jede Situation vorbereitet sein will, dann wird eine MFT Kamera das Kleinste sein, was man sich als Zweitkamera zulegt. 

Wenn man bereit ist, Abstriche in der Flexibilität zu machen, dann kommt man mit einer hochwertigen „Point & Shoot“ Kamera als Kompromiss auch noch recht weit. 

Eine Handykamera ist und bleibt nur eine Funktion eines Telefons, die den Rahmenbedingungen des übergeordneten Gerätes unterworfen ist und ihre Stärken mehr aus der Rechenpower & Firmware denn aus der Qualität der Hardware zieht. Durchaus geeignet um Schnappschüsse und Selfies für Facebook, Instagram & Co. zu schießen, aber zum ernsthaften Fotografieren weder gedacht noch geeignet. 

Link: Sensorgrößen im Vergleich 

https://de.wikipedia.org/wiki/Bildsensor#/media/

 

Andreas Glummert // Hamburg Finkenwerder //andreas@glummert.de // Tel: +49151 23 40 05 87